Im August war es dann so weit. Wir veranstalteten einen Workshop zum Aufbau einer Biogas-Anlage. Die größte Herausforderung stand ganz am Anfang. Für die Platzierung der Anlage benötigten wir ein zwei auf drei Meter großes Loch, 40 cm tief. Und das nach mehreren Wochen ohne Regen. Durch die vielen Schweißtropfen konnten wir den trockenen Boden langsam etwas aufweichen und Stunde für Stunde wurde die Arbeit etwas leichter. 😉
Auf die Grundfläche des ausgehobenen Lochs legten wir dann Platten aus Schaumglas. Das waren Reste aus einer alten Baustelle und es war höchste Zeit, dass sie ihren Ort der Bestimmung finden durften. Darüber kam dann eine Schutzfolie und auf diese legten wir eine Heizmatte. Jetzt war alles für das Herzstück vorbereitet, den künstlichen Kuhmagen in Form eines gasdichten Kunststoffsacks mit ca. 3 m³ Fassungsvermögen. Auf der rechten Seite installierten wir den Einfüllstutzen, der durch einen Siphon mit dem Sack verbunden wurde. Gegenüber auf der anderen Seite kam der Überlauf, der ebenfalls durch einen Siphon an den Sack angeschlossen wurde. Ab einer bestimmten Füllmenge war es somit gewährleistet, dass weder vom Einlass noch vom Überlauf Luft in den Sack kommen konnte. Ziemlich zentral, auf der Oberseite des künstlichen Magens, gibt es durch einen Schlauch eine Öffnung in die Draußenwelt. Dieser Schlauch mündet in ein Rohr, das unter dem Folienanbau und unter dem ‚ownhome‘ bis auf dessen Nordseite verlegt ist. Dort mündet es dann wieder in einen Schlauch, der an einem Biogas-Rucksack angeschlossen ist. Vor dem Rucksack sind noch eine Wasserfalle und ein Filter eingebaut. Unter dem Folienhaus geht eine Abzweigung nach oben zum Biogas-Brenner, direkt vor dem Küchenfenster. Durch die vielen fleißigen Teilnehmer war die komplette Anlage am Abend fertig installiert und die ersten Eimer Kuhdung befüllten den leeren Magen. Danach musste sich der hungrige Magen noch ein paar Wochen gedulden, da ich auf verschiedenen Baustellen unterwegs war. Dann war es endlich soweit. Von unserem Nachbarn, einem Milchvieh-Landwirt, durfte ich ein leckeres Menü aus der Güllegrube holen. Ca. 100 Schubkarren später war der Magen gut gefüllt. Zwei Tage später wollte ich meinen Augen nicht trauen - der Biogas-Rucksack begann sich zu verformen. Schon nach fünf Tagen war er prall gefüllt. Das war dann schon ein besonderer Augenblick, als das erste Kaffee-Wasser auf dem Biogas-Brenner zu kochen begann. Die Heizung der Biogas-Anlage testete ich nur an zwei Tagen und dann beschloss ich, dass ich die Erwärmung der Anlage der Sonne überlasse. Wenn dann die kälteren Temperaturen kommen und die Bakterien ihren Winterschlaf antreten, dann koche ich wieder in meiner Küche mit Methanol. Ende September nach dem ersten Nachtfrost, bereiteten sich die Bakterien ganz offensichtlich auf den Winterschlaf vor und sie stellten die Gasproduktion ein. Sie sind dann sicher ins „Staunen“ gekommen, als die Temperaturen im Oktober wieder über 20° C stiegen. Gleich darauf konnte ich staunen, als sich mein Gassack Stück für Stück wieder füllte. Jetzt haben wir Ende Oktober und es wird tagsüber immer noch so warm, dass die Bakterien vor lauter Freude weiterhin Gas produzieren und ich freue mich, dass ich weiterhin mit meinem Biogas-Brenner kochen kann. Gefüttert habe ich meine fleißigen Helfer in den letzten Wochen mit sehr viel kleingehacktem Obst, das in großen Mengen überall auf den Wiesen rundum zu finden war. Das Schöne ist, dass meine Gasproduzenten mir versprochen haben, dass sie auch in Zukunft an den Lieferbedingungen nichts ändern werden.
Eine sehr einfache Technik zu einem fairen Preis, entwickelt von innovativen und engagierten Menschen - in einer Zeit, die mehr als reif ist für neue Denkansätze im Umgang mit Energie. Das ist eine wirkungsvolle Mischung. Katrin und ihre Mitarbeiter erleben in den letzten Monaten einen großen Ansturm an Nachfragen und Bestellungen und ich hege die Hoffnung, dass dies nicht mehr aufhören wird.